27. Februar 2023

Publikumsgespräch mit der Autorin Elise Wilk und Regieteam


Im Anschluss an die Premiere unserer neuen Inszenierung „Verschwinden“ am 3. März 2023 wird ein Publikumsgespräch mit der Autorin Elise Wilk und dem rumänischen Inszenierungsteam – Vald Massaci (Regie) und Andu Dumitrescu (Ausstattung, Video- und Sounddesign) – stattfinden.


Die Autorin des preisgekrönten Theaterstücks „Verschwinden“ ist an beiden Premierentagen (3. und 4. März 2023) anwesend. Am 3. März 2023 wird im Anschluss an die Premiere ein Publikumsgespräch stattfinden. Vlad Massaci, Regisseur der Inszenierung, betont auf Nachfragen zur Auswahl des Stücks : (….):  Ich habe gleich an Elise Wilk gedacht, weil ich schon einige Stücke von ihr gesehen hatte. Ich habe dann mit ihr gesprochen und sie hat mir dieses Stück geschickt. Mir gefiel es sofort. Es erzählt große Geschichte anhand einer kleinen (…) Es umspannt fast 70 Jahre seit dem 2. Weltkrieg. Ich dachte, dass es gut hierher passen könnte, weil es von einer Rumäniendeutschen geschrieben wurde. Und weil es in dieser Region hier an der polnischen Grenze in der Familiengeschichte vieler Menschen auch Flucht und Vertreibung gegeben hat. Die Leute hier aus der ehemaligen DDR kennen das Leben in einer kommunistischen Diktatur und die Sehnsucht wegzugehen. Und auch dass sich ein Ort verkleinert - nach der Wende sind aus Schwedt auch sehr viele Leute weggegangen. (…).
Auf die Frage, wie die Autorin Elise Wilk Auswanderung aus ihrer Perspektive beschreibt, was die Prägungen des eigene Lebens durch das Weggehen anderer auslöst, antwortet sie: „ Verschwinden war ein Auftragswerk für das ungarischsprachige Theater Yorick Studio aus Targu Mures in Rumänien (…) Mit dem Weggehen der anderen bin ich aufgewachsen, es gehört zu meinem Alltag, seitdem ich mich erinnern kann. Die Hälfte meiner Familie (also die ganze Familie meines Vaters) war schon aus Rumänien weg, als ich Anfang der 80er Jahre geboren wurde. Meine Verwandten lernte ich auf Farbfotos und Dias kennen. Ich war zehn Jahre alt, als ich erfuhr, dass meine beste Freundin mit ihren Eltern nach Kanada ausgewandert ist. Das war der erste große Verlust, den ich gespürt habe. Danach kam die Nachricht, dass Freunde oder Bekannte wegziehen, immer wieder. Diese Nachricht kommt jetzt immer noch. Irgendwann schmerzt es nicht mehr, man ist abgehärtet.(…)
 Und dann kommt ein Gedanke wie ein Schatten: Wenn alle das Land verlassen, dann ist man fremd im eigenen Land. Ist man dann noch zu Hause? (….) Es wurde viel geschrieben über die Erfahrung der Migration, aber das Weggehen prägt auch diejenigen, die bleiben. Ich bin sicher, mein Leben wäre anders gewesen, wenn nicht so viele Leute, die mir wichtig sind, aus Rumänien weggezogen wären.

Seit 1990 haben ungefähr 4 Millionen Menschen Rumänien verlassen