
Les(e)bar
Mitglieder des Ensembles lesen quer durch alle Genres und Epochen, von heiter bis wolkig, dramatisch bis lyrisch, ernst bis witzig.Ausgabe:
Ausgabe vom 15.07.2008
Der brave Schüler Ottokar
Am 15. Juli liest ubs-Intendant
„Es besteht der begründete Verdacht, daß der Name des Autors Ottokar Domma ein Pseudonym ist, hinter dem sich eine ganz andere Person verbirgt. Alle bisherigen Beobachtungen und Ermittlungen konzentrierten sich auf eine männliche Person, die ihren Wohnsitz in der Nähe der Hauptstadt haben muß. Weitere Nachforschungen führten zu der sicheren Annahme, daß die Person, die sich Ottokar Domma nennt, 1946 im Kreis Stendal Neulehrer war, später Schulleiter in Tangerhütte, später in der Lehrerzeitung auftauchte, vor einigen Jahren die Berliner Humboldt-Universität als Diplompädagoge verließ und den Titel Oberstudienrat trägt. Zumindest stimmt die äußere Beschreibung für diese Person: mittelgroß, faltenreich, zumeist ernst und etwas muffig wirkend, unauffälliger Durchschnittstyp. In seiner Freizeit beschäftigt er sich – wie aus Zeugenaussagen hervorgeht – je nach Zeit und Jahreszeit mit Vorträgen da und dort, mit der Ortszeitung, der Nationalen Front, Pilzesuchen, Weihnachtsbaumschmücken, Büchern und Schallplatten, auch mit Zeichnen und Malen, unter Aufsicht gelegentlich mit Gartenarbeit, die er offenbar nicht erfunden hat. Zeitweilig hört man aus seinen Fenstern ruhestörende Skatgeräusche unter Mittäterschaft seiner drei erwachsenen Söhne nebst schulpflichtigen Tochter. Dem sträflichen Energieverbrauch nach zu urteilen, schreibt er nachts seine Geschichten vom braven Früchtchen Ottokar – vorausgesetzt, der hier Beschriebene ist mit obengenanntem Ottokar Domma identisch.“
Der Eulenspiegel Verlag
Leitung: Sandra Pagel
Die nächste Les(e)bar: 16. September 2008
„Meine Liebe wird mich überdauern“