
Les(e)bar
Mitglieder des Ensembles lesen quer durch alle Genres und Epochen, von heiter bis wolkig, dramatisch bis lyrisch, ernst bis witzig.Ausgabe:
Ausgabe vom 16.09.2008
„Meine Liebe wird mich überdauern“
Am 7. August 2008 wäre Joachim Ringelnatz 125 Jahre alt geworden. Man kennt den Dichter heute vor allem als Vater des Seemanns Kuttel Daddeldu und als Autor absurd-komischer Gedichte. Dass er auch Erzählungen schrieb, Texte von feiner Melancholie und tiefer Lebenserfahrung, zarte Liebesgedichte und genau beobachtete Bilder kluger Menschenkenntnis wissen nur wenige Leser seines Werkes. Und dass dieser Mann, obwohl aus bürgerlicher Familie stammend, selbst ein wechselvolles und buntes Leben führte – als Schiffsjunge über die Weltmeere fuhr, an fremden Orten fast verhungerte, andernorts wieder als Bohemien auftrat, ist ebenfalls nicht allzu bekannt. Wir wollen Ihnen den „ganzen“ Ringelnatz vorstellen: An die bekannten Texte erinnern, die ihn so beliebt machten; Ihnen seine weniger bekannten und dabei nicht weniger liebenswürdigen Seiten vorstellen.
Joachim Ringelnatz
An M.
Der du meine Wege mit mir gehst,
Jede Laune meiner Wimper spürst,
Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst –
Weißt du wohl, wie heiß du oft mich rührst?
Wenn ich tot bin darfst du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
Und dich segnen.
Lebe, lache gut!
Mache deine Sache gut!
Leitung: Sandra Pagel
Die nächste Les(e)bar: 28. Oktober 2008
Familie Mann