Gewalt kommt in jeder Familie, jeder Firma, jeder Schule vor. Immer, wenn Menschen in einer Gruppe zusammen sind, entstehen Konflikte, Streit, Ärger. Eine konkrete Form von Gewalt ist Mobbing. Mobbing ist ein soziales Phänomen unserer Zeit, obwohl es Mobbing schon immer gegeben hat.

"Es ist noch nicht allzu lange her, da war der Begriff "Mobbing" vielen Menschen noch völlig unbekannt. Dies war oftmals auch dann der Fall, wenn sie - ohne es zum bemerken - die Strategien des "mobbens" exzellent beherrschten oder aber auch ein Opfer dieser Form von Gewalt waren. Heute ist dies anders, nicht nur die Wissenschaft hat sich mit diesem Geschehen intensiv auseinandergesetzt, auch die Medien berichteten in der jüngsten Vergangenheit ausführlich darüber, was mit "mobben" oder "dissen" oder "bullying" gemeint ist. Der Begriff "Mobbing" stammt aus dem Englischen und wurde von "to mob" = "anpöbeln" abgeleitet. Geprägt hat ihn der bekannte Verhaltensforscher Konrad Lorenz (1903-1989), der bei seinen Studien beobachtete, dass Tiere in manchen Situationen einzelne Artgenossen aus einer Gruppe ausstoßen und dann massiv angreifen. Er bezeichnete dieses Verhalten schließlich als "Mobbing" und hat den Begriff also von Verhaltensweisen abgeleitet, die er im Tierreich beobachtet hatte und er beschrieb damit eigentlich ein "tierisches Verhalten".

In der 70er Jahren interessierte sich schließlich ein norwegischer Forscher für dieses Phänomen. Der inzwischen sehr bekannte Dan Olweus entwickelte, ausgehend von seinen Mobbing-Studien an Schulen, ein Interventionsprogramm, das auch außerhalb Skandinaviens große Bedeutung erlangte. Dan Olweus definierte das Ausgrenzen von Mitschülern folgendermaßen: "Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist." Olweus unterscheidet dabei zwischen "direktem" oder "indirektem" Mobbing. Direktes Mobbing liegt dann vor, wenn einem Schüler dumme Sprüche nachgerufen werden, wenn er gehänselt oder ihm gedroht wird. Solche Schikanen bezeichnet Olweus als "verbales Mobbing", das zusammen mit Schlagen, Stoßen und Treten als direktes Mobbing bezeichnet wird. Indirektes Mobbing liegt dann vor, wenn über einen Schüler beispielsweise Gerüchte verbreitet werden, oder er einfach aus einer Gruppe ausgegrenzt wird. Die Forscher haben herausgefunden, dass Jungen eher dazu neigen, auf offene und direkte Art aggressiv vorzugehen, Mädchen hingegen eher eine indirekte Form von Beziehungsaggressionen einsetzen, um eine ungeliebte Mitschülerin auszugrenzen. (www.kidsmobbing.de)

Es wird allgemein angenommen, dass Persönlichkeitsmerkmale des Opfers und des Täters für das Auftreten von Mobbing verantwortlich sind. Forscher mit einem breiteren Blickwinkel beschreiben Mobbing als komplexen psychosozialen Prozess, in dem Umfeld, der Organisation, allen Beteiligten und dem Wesen Zwischenmenschlicher Interaktion in Organisationen eine maßgebliche Bedeutung zukommt.

Besonders häufig betroffen sind männliche Schüler zwischen 13 und 15 Jahren, aber auch gleichaltrige Mädchen gehören zur höchsten Risikogruppe. Diese Altersgruppe entspricht im Wesentlichen unserer Zielgruppe. Es wird vermutet, dass Mädchen aufgrund ihrer besser ausgebildeten verbalen Kompetenzen und Fähigkeiten über Gefühle zu sprechen eher als Jungen in der Lage sind, Kompensationsstrategien außerhalb der Schule zu entwickeln.