Schauspiel/Komödie

Adam und Eva

Komödie in einem Vorspiel und drei Akten von Peter Hacks
Die ist so schmal und weiß, kaum merklich nur geschlitzt,
Der Rippe ähnlich noch, woraus man sie geschnitzt.
Und in so kargen Wuchs will ich nun solche Mengen
Von meinem aus Begier genährten Mißwuchs drängen?
Nun denn, sie blickt erstaunt. Nun denn, sie spricht: nein, nein.
Da bin ich schon in ihr und kann nicht wohler sein
Und finde Raum zur Lust und Freiheit zum Vergnügen.
Und ließ mich um ein Haar von ihrer Schmalheit trügen.
Sei, Adam, unbesorgt um deiner Brunst Verbleib.
Es paßt enorm viel Mann in äußerst wenig Weib.

Doch kommt mir etwa ein, beiläufig unterm Lieben
Von meinem Weltgefühl auch mit hineinzuschieben,
Da faßt sie mich nicht mehr und hat sich bang und eng
Und hält mir vor, wie schier ich sie in Stücke spreng,
Und seufzt verzweiflungstrüb, als sei sie schon zerbrochen,
Und wird, von dem sie stammt: der weiß und spröde Knochen.
Da schab ich nun mein Herz, mein Sehnen stößt sich wund.
Da lieg ich mit Verdruß und sehe nicht den Grund,
Daß eher ich mein Fleisch vollauf in ihres quäle
Als in ihr Seelchen nur ein Quent von meiner Seele.

O Schrammenfühlender! jetzt werde du nicht kalt.
Frost heilst du nicht mit Frost und Angst nicht mit Gewalt.
Hier ziemt Behutsamkeit. Hier wird sie Schutz bedürfen.
Hier darfst du nicht in ihr, wie dir zu Mut ist, schürfen.
Hier wehrt sie sich aus Not. Hier ist nicht alles mehr,
Zogst du dich hier zurück, so wie es war vorher.
Hier sollst, will Gott, dein Ziel unschadend du erreichen,
Gelingt ihr Tiefstes dir vertraulich zu erweichen.
Denn nicht ihr innrer Schoß, nein, ihre innre Brust
Ist, wo, wenn du sie liebst, du ihrer schonen mußt.

PETER HACKS