Also FAUST, das sind beide Teile des Werkes, und nur den ersten spielen, ist verstümmeln.
August Strindberg

Nachdem er sich in der Natur durch einen Schlaf erholt hat, wird Faust an den Hof des Kaisers gebracht. Das bedeutet, daß er nun von Macht und Reichtum in Versuchung geführt werden soll, denn das Ganze ist eine Prüfung, wie es im Prolog im Himmel ausgesprochen wird; da ist Faust beinahe ein Hiob, da ja auch die Szenerie aus dem Buche Hiob stammt. Nachdem er am Hof unter Staatsmännern und Narren teuere Erfahrungen gemacht hat, wird Faust zurückgeführt in sein Studierzimmer, das jetzt Wagners Laboratorium ist; dort wird Homunkulus geschaffen, eine Abstraktion des Menschen, von dessen Bedeutung man in den Fußnoten und im Kommentar lesen kann. Darauf folgt die klassische Walpurgisnacht. Mit dem dritten Akt findet sich Helena ein, und Faust erzeugt mit ihr das Kind Euphorion. Das soll bedeuten, daß Fausts Geist durch die Vermählung mit dem klassischen Altertum "die Anschauung der reinen Schönheit gewonnen hat, so daß er sich künftig über das Alltägliche zu erheben vermag". Mit dem vierten Akt tritt Faust endlich ins praktische Leben hinaus, und Mephistopheles, der im ersten Teil ein geistreicher Plauderer war, hat sich zum Versucher und gewaltigen Vertreter des Bösen ausgewachsen. Er führt Faust mit der Macht über eine große und glänzende Stadt in Versuchung. Aber Faust fällt nicht; er will hinaus zu großen nützlichen Taten; und darauf plant er, ein Land, das vom Meere bedroht wird, trocken zu legen. Den Strand soll er vom Kaiser bekommen, wenn er diesem in einem Kriege hilft, der auch glücklich endet. Im fünften Akt sitzt Faust in seinem neuen Haus auf dem neuen Boden, und seine Schiffe fahren nach fremden Ländern. Aber da ist ein kleines Gebiet, das er nicht besitzt; und da Faust sich nie begnügen kann, wird er von einem unreinen Verlangen ergriffen nach dem kleinen Stückchen Erde, wo Philemon und Baukis hausen. Mephistopheles, der Gedanken und Wünsche liest, kommt und steckt die Hütte der Alten in Brand. Zur Strafe wird Faust blind, setzt aber sein Werk fort. Ein Sumpf ist noch trocken zu legen, und die von Mephisto angeschafften Lemuren kommen, um zu graben. Aber es ist Fausts Grab, das sie graben. Nachdem er sich durch unermüdliches und nützliches Streben für die Menschheit mit dem Leben versöhnt hat, soll er nun von hinnen, und er stirbt. Böse und gute Mächte kämpfen um seine irdische Hülle und dann um seine Seele: die führen die siegreichen Engel fort, nachdem Gretchen ihre Fürbitte eingelegt hat.
August Strindberg, 1911